Voltigierfreizeit im VLIPS: Elf Kinder, vier Pferde und vier Betreuerinnen.
Unsere ehemalige Praktikantin Vanessa hat Urlaub und wir freuen uns über ihren Besuch und ihre Hilfe. Julia und Lisa sind unsere derzeitigen Praktikantinnen, mit allen dreien habe ich tolle und engagierte Helferinnen für die Voltigierfreizeit in den Osterferien.
Mit Espadon und Isabell sind wir in der Halle, wir spielen und turnen neben den Pferden und auf den Pferden.
Wir spielen Katz und Maus: gefangene Mäuse werden zu Katzen, es bilden sich neue Teams, wir gehören zusammen! Dabei gibt es eine wilde Jagd um die entspannten Pferde, die Kinder müssen sich im Raum orientieren, auf die Pferde achten und nebenbei ist das Mäusedasein auch nicht ungefährlich…
Dann wird die Reihenfolge geklärt, dabei müssen die Kinder Paare bilden für die Doppelübungen auf dem Pferderücken.
Ein Kind äußert, dass es nicht mit Amelie zusammen turnen möchte. Amelie ist Autistin und ihr Benehmen ist für die anderen Kinder fremd. Ich nicke verständnisvoll und sage: „Du hast ein bisschen Angst vor ihr, stimmt´s?“ „Ja“, sie nickt erleichtert und ihr fällt ein Stein vom Herzen, als sie sich verstanden fühlt. Dann erkläre ich den Kindern, dass Amelie sie alle toll findet, aber das nicht so zeigen kann.
Amelie läuft lachend zu einem Mädchen und sagt in ihrer besonderen Art und Weise: „Eins … zwei … drei …?“. Daraufhin ermuntere ich das Mädchen wegzulaufen und erkläre, dass Amelie mit ihr noch einmal nachlaufen spielen möchte. Sie zögert zuerst und läuft dann weg. Als Amelie ihr laut lachend ein paar Schritte hinterher läuft, lächeln auch die anderen Kinder und wollen nach und nach alle Amelie motivieren auch ihnen hinterher zu laufen. Damit ist der Bann gebrochen.
Nachdem alle anderen Kinder voltigiert haben und Amelie immer noch nicht auf das Pferd möchte, laufen alle Kinder zu ihr und wetteifern in dem Bemühen, Amelie zum Pferd zu bringen. Diese hockt sich in die Ecke auf den Stuhl und ist sichtlich bewegt. Sie ist in ihrer Gefangenheit und gleichzeitig doch so offen, dass sie die Kinder in ihrer Zugewandtheit realisiert.
Vanessa, Julia, Lisa und ich sind berührt; wir halten inne und beobachten die Situation. Es ist wunderschön.
Amelie steht auf und ist noch unsicher. Ich gehe zu ihr, bestärke sie mit Freundlichkeit und Klarheit. Ich darf sie in den Arm nehmen und auf das Pony heben. Während die anderen Kinder zum Abschluss der Volti-Stunde in der Halle noch einmal „Fischer, Fischer wie tief ist das Wasser?“ spielen, reitet Amelie auf Isabell und ich singe neben ihr mit. So ist sie verbunden mit dem Spiel der anderen.
Später im Hof entsteht ein Pfützenspiel: Amelie tritt in die Pfütze und ich erschrecke mich vor den Spritzern. Amelie schüttelt sich vor Lachen und ihr Lachen ist ansteckend! Auch die anderen Kinder lachen und wir spielen gemeinsam: Wir springen und spritzen, schreien und lachen, springen und spritzen, … Einfach so. Weil in die Pfütze springen allen Kindern Spaß macht.
Und weil gemeinsames Spiel glücklich macht.
Wir gemeinsam konnten Verbundenheit spüren und Amelie hat uns gezeigt, wie wertvoll das ist.