Auf dem Pferd liegt der 18-jährige Alex. Er kann nicht sitzen, daher liegt er auf Isabell.
Er kann sich auch nicht selbst halten, daher halte ich ihn und das Pferd wird von Tamara geführt.
Tamara bekommt schon länger Reitunterricht im Verein und erklärt sich bereit, eine halbe Stunde Isabell mit Alex zu führen. Sie muss auf viele Dinge achten: Zügel gleiten, Spannung in ihren Händen und im Pferd, die Spur halten und immer wieder mit dem Kopf des Pferdes nach außen rotieren, ihre Balance und Achse halten, dass sie darüber das Ausatmen und Entspannen vergisst. Ich arbeite mit Alex und gebe ihm permanente Entspannungsimpulse. Ich spüre die Verspannung in dem Jungen und im Pferd, dann registriere ich die Verkrampfung von Tamara. Wir halten an, ich lege eine Hand in Tamaras Rücken und erinnere sie an ihren eigenen Körper. Sie sucht ihre Balance neu, hält nach Methoden aus dem Connected Riding beide Hände am Pferd und ich erinnere sie an ihre Atmung. Mit einem tiefen Ausatmen lässt sie ihre Schultern fallen und Spannung weicht. Sofort im nächsten Atemzug schnaubt Isabell und lässt Kopf und Hals entspannt fallen, wiederum einen Atemzug später atmet Alex tief aus, auch sein Kopf fällt zur Seite, seine Arme sinken nach unten und der ganze Körper entspannt sich.
Eine Kettenreaktion von Atemzügen. Es fühlt sich an, als wenn für ein paar Augenblicke drei Körper zu einem verschmolzen sind, ich bin berührt und begeistert. Auch ich bin verbunden mit den dreien mit meinen Händen, ich spüre die Entspannung auch in meinem Körper, ich spüre die Energie und die Kraft dieser Verbundenheit. Eine Verbundenheit, in der jeder von uns Beschenkter und Gebender ist.
Alex` Spastik in den Beinen, die Verkrampfung in seinem ganzen Körper ist nach der Stunde so viel weicher, dass ich dankbar bin, eine solche Arbeit tun zu dürfen.
Und ich bin dankbar, dass Alex mir mal wieder gezeigt hat, dass ich mehr innehalten sollte.
Das nimmt auch Tamara mit: Es kommt nicht darauf an, dass wir uns immer mehr und mehr bemühen, sondern Lassen, Atmen und Spüren bringen die Geschenke.
An dieser positiven Erfahrung von Entspannung und Verbundenheit nehmen wir alle teil: Tamara, Alex, das Pony Isabell, die zuschauenden Eltern und ich.